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Frühjahrs-Diözesanversammlung der KLJB Würzburg

Die Kirche Jesu Christi lebt

Predigt am Kirchweihsonntag von Dr. theol. Andy Theuer

Sterbehilfe

Warum willst du für die katholische Kirche arbeiten? Was versprichst du dir davon? Hat die Kirche in Deutschland nicht längst ihre besten Tage erlebt?
So oder ähnlich klingen die Fragen, die öfters an mich herangetragen werden, wenn ich in meinem Freundes- und Bekanntenkreis über meine Berufsperspektive rede. Vor allem diejenigen, die weniger mit Kirche zu tun haben, bohren nach und legen den Finger in die Wunde.
Oft muss ich resigniert eingestehen, dass die Institution, für die ich arbeite, durchaus schon bessere Zeiten erlebt hat:
Gerade einmal 7,1% der Katholiken im Bistum Würzburg gehen noch regelmäßig in den Sonntagsgottesdienst. Was das bedeutet, sehen und spüren wir auch hier vor Ort. Knapp 20 Millionen der Bevölkerung in Deutschland sind überhaupt noch katholisch; etwas weniger als die Hälfte der Menschen in unserem Land nennen sich zurzeit noch Christ oder Christin. An die besorgniserregende Zahl von Kirchenaustritten haben wir uns gewöhnt. Die Gründe sind vielfältig: zu hohe Steuern, der Missbrauchsskandal mit allen belastenden Nachrichten, für die wir als Institution mit Recht Verantwortung übernehmen müssen und interner Streit um die heißen Eisen – alles Themen, vielleicht berechtigte Gründe, um die Kirche zu verlassen. Oft können wir nur schulterzuckend zuhören, wenn uns Menschen erklären, dass sie nicht mehr zu unserer Gemeinschaft gehören wollen.
Selbst die, die dabei sind und dabeibleiben (und um die sind wir von Herzen froh!) -  selbst die, können wir nur schwer motivieren, sich für ihre Kirche vor Ort zu engagieren. Nur mit viel Ringen können wir unsere Gremien besetzen. Die Kirchenverwaltungswahl in diesem Jahr zeigt das auf sehr bedrückende Weise.
„Ihre Arbeit wird an vielen Stellen Sterbehilfe sein. Das ist ihr Dienst an der Volkskirche“, hieß es mal in einer Ausbildungsveranstaltung vor einigen Jahren. Wir wollten es nicht so richtig glauben, aber es bewahrheitet sich immer mehr, was damals als These im Raum stand: Die Volkskirche, wie wir sie kennen, wie wir sie liebgewonnen haben, liegt im Sterben und diesen Prozess begleiten wir. Wir schauen an, wie die Kirche mit und mit schwächer wird, wie sie sich vielleicht mit letzter Kraft aufbäumt. Wir kämpfen darum, ihr zu helfen. Wir bemühen uns, die Strukturen so zu verändern und anzupassen, dass sie doch noch ein wenig weiterlebt. Insgeheim wissen wir: Besonders viel bringt das nicht, so wertvoll und so wichtig unser Dienst auch ist, so sehr wir uns auch anstrengen.
Und jetzt? Wie machen wir weiter? Verzweifelt aufgeben? Den Kopf in den Sand stecken? Einfach alle lebenserhaltenden Geräte abschalten? Alle Maßnahmen beenden?
Das kann nicht die Lösung sein, für mich persönlich jedenfalls nicht, auch wenn ich jetzt spontan keine bessere einfach aus dem Hut zaubern könnte.
Vielleicht lohnt es sich, heute am Kirchweihsonntag mal wieder einen Schritt zurückzutreten, tief durchzuatmen und zu überlegen: Was ist Kirche für mich eigentlich? Was bedeutet sie mir? Was wünsche ich mir für meine und unsere Kirche?
Der Apostel Paulus schreibt in nur wenigen Zeilen an die Gemeinde in Ephesus, wie er Kirche versteht. Seine Gedanken in unser Ringen um die Zukunft unserer Kirche miteinzubeziehen, kann sich vielleicht lohnen.

Auf das Fundament der Propheten und Apostel gebaut

„Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut“ (Eph 2,20).
Paulus nutzt die Metapher, das Bild von einem Bauwerk, konkret von einem Tempel, um die Wirklichkeit der Kirche näher zu beschreiben. Diese Kirche, zu der wir als lebendige Steine gehören, hat ein gutes, grundsolides Fundament.
Sie steht auf dem, was die Männer und Frauen des Alten Bundes prophezeit haben über den Messias, sie steht auf all den Wahrheiten, die über Jahrhunderte und Jahrtausende hinweg die Hoffnung der Menschen erfüllt hat – die Hoffnung auf einen, den einen, der kommt, um alle zu erlösen.
Und die Kirche steht auf dem Fundament der Apostel, der Freunde und Freundinnen Jesu, die mit auf dem Weg waren, die ihn und sein Leben und Sterben miterlebt und die davon Zeugnis gegeben haben – oft mit ihrem eigenen Blut.
Jeder, der ein Haus baut, weiß wie entscheidend, ein gutes Fundament ist. Das beste Mauerwerk, die stärksten Träger oder der stabilste Dachstuhl bringen alles nichts ohne ein gutes Fundament.
Ein solches Fundament haben wir! Darum brauchen wir uns nicht zu sorgen.
Es ist ein Fundament, das so manchen Stürmen schon getrotzt hat – von den frühen Christenverfolgungen, über die Zeit von Gegenreformation und Reformation bis hin zur Auseinandersetzung mit der Moderne im vergangenen Jahrhundert und bis heute hin.
Dank eines guten und soliden Fundaments hat sie, die Kirche als Tempel Gottes, standgehalten! Und das wird sie weiterhin, das ist meine tiefe Überzeugung!

Christus ist der Schlussstein, der alles zusammenhält

Paulus führt das Bild von der Kirche aus lebendigen Steinen weiter aus, wenn er schreibt: „Der Schlussstein ist Christus Jesus selbst“ (Eph 2,20).
Ein Schlussstein ist in einem Bogen oder in einem Gewölbe immer der oberste und der letzte Stein. Es ist der eine Stein, von dem alles abhängt, an dem die ganze Statik hängt, ohne den alle Spannung in sich zusammenfallen würde, ein Stein, ohne den es einfach nicht geht.
Gut beraten sind wir, auch das ist meine volle Überzeugung, wenn wir unsere Hoffnung und all unser Vertrauen immer wieder neu auf diesen Schlussstein, auf Christus setzen – auf ihn, der allem Stabilität und Bestand gibt.

Die kleinen Zeichen der Hoffnung

Wir haben ein gutes und solides Fundament, wir haben den alles entscheidenden Schlussstein und wir haben die kleinen Hoffnungszeichen:
In unserem Bistum können wir für 2023/24 zurückblicken auf 4467 Taufen, 4864 Erstkommunionen, 3751 Firmungen, 965 Trauungen, 97 Wiederaufnahmen und 23 Eintritte. Es geht weiter, anders als wir das vielleicht kennen oder uns vorstellen können, aber es geht weiter.
Jenseits dieser Zahlen sind Sie es, die immer wieder Hoffnungszeichen setzen, z.B. wenn Sie heute am Kirchweihsonntag hier sind und wenn wir zusammen feiern. Diese kleinen und manchmal großen Hoffnungszeichen zeigen: Die Volkskirche mag im Sterben liegen, vielleicht ist sie längst tot, die Kirche Jesu Christi aber lebt!

Dr. Andy Theuer, Diakon im Pastoralen Raum Bad Brückenau