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Frühjahrs-Diözesanversammlung der KLJB Würzburg

Freude und Dankbarkeit

Predigt von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann bei der Eröffnung der Vorbereitung der Seligsprechungsfeier von Pfarrer Georg Häfner und beim 400. Jubiläum des Sebastiani-Gelöbnisses am 23. Januar 2011 in Oberschwarzach

Liebe Schwestern und Brüder,

Treue ist ein Wert, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

Heute dürfen wir dankbar auf ein 400 Jahre währendes Sebastiani-Gelöbnis schauen. Über 400 Jahre wurde bis auf den heutigen Tag ein Gelübde in guten wie in schweren Tagen eingehalten – wahrhaft respektabel! Zum 400. Male zieht die Bürgerwehr – gestiefelt und gespornt – mit klingendem Spiel vom Marktplatz zur Kirche. Hier wird eine Treue sichtbar, die beeindruckt.

Anlass für dieses Sebastiani-Gelöbnis war der grassierende „Schwarze Tod“, wie man die Beulenpest nannte. Zahlreiche Pesttote gab es landauf landab zu beklagen. Fast die gesamte Bevölkerung hier in Oberschwarzach, aber auch in der Umgebung und erst recht in Gerolzhofen und Volkach fiel 1611 dieser Pest zum Opfer.

In dieser Notzeit riefen die Menschen den heiligen Sebastian um Hilfe an. Er hatte sich als Hauptmann der römischen Prätorianergarde öffentlich zum Christentum bekannt und damit sein Todesurteil besiegelt. Kaiser Diokletian ließ ihn von Bogenschützen erschießen. Eine fromme Witwe erkannte, dass er noch nicht tot war und pflegte ihn gesund. Daraufhin wurde er auf Befehl von Diokletian im Circus erschlagen. Die Pfeile der Bogenschützen, die ihn um seines Christusbekenntnisses töten sollten, machten ihn fähig, die Pfeile leiblicher wie seelischer Art von seinen Schützlingen fernzuhalten. So wurde er nicht nur von vielen Menschen um Hilfe angerufen sondern begeisterte er auch viele Menschen, sich für den Schutz des Guten und für den Schutz des Allerheiligsten Sakramentes einzusetzen. Das gilt ungeschmälert bis in unsere Tage.

Wenn man diesen Zusammenhang erkennt, dann versteht man leicht, wie Ihr früherer Pfarrer Georg Häfner, ebenfalls in der Treue zu unserem Glauben sein Leben für Christus hingegeben hat.

Treue spielte bei ihm eine besonders große Rolle. Schon als Bub wollte er Priester werden. Als Ministrant im Karmel von Himmelspforten reifte dieser Wunsch heran. In der im Karmel beeindruckend gelebten Stille, die eine wesentliche Voraussetzung für den Zugang zum Gebet ist, fand er einen tiefen Zugang zum Rosenkranzgebet und zur Anbetung der Eucharistie. Als er in den Dritten Orden vom Berge Karmel eintrat, nahm er den Ordensnamen Aloysius vom heiligsten Sakrament an.

Die reale Gegenwart des auferstandenen Herrn in der kleinen Brotsgestalt begleitete ihn durch sein ganzes Leben. In ihr lebte er, sie wollte er anderen Menschen vermitteln. Kompromisslos gegenüber dem Nazi-Regime bezahlte er seine Treue zu Christus mit dem Tod im Konzentrationslager Dachau. Dort erlebte er Schmähung, Folter und Not in der bewussten Nachfolge Jesu auf dem Kreuzweg. Er schrieb aus Dachau: „Meine Leidenstage opfere ich auf für meine Pfarrei und für die, die lieb und teuer sind.“ (Putz: Leben als Eucharistie, 17)

Der noch einzig lebende Zeuge aus der Priesterbaracke in Dachau, der 97 jährige Prälat Hermann Scheipers hat vor wenigen Tagen eindrucksvoll über das Leben im KZ gesprochen, das er zusammen mit Pfarrer Georg Häfner nicht nur in derselben Baracke sondern auch in der selben ‚Stube’ Nr. 3 geteilt hat. Über 500 Priester waren dort zusammengepfercht. Sie wurden nach Auskunft von Prälat Scheipers mit den Worten begrüßt: „Ihr seid ehrlos, wehrlos und rechtlos. Ihr sollt hier arbeiten oder verrecken.“(Main Post, 21.01.11) Weiter schilderte er: „Als kleinen, brutalen Vorgeschmack hagelt es von den SS-Wächtern für den Neuankömmling Georg Häfner erste brutale Schläge und Tritte.

‚Als Pfarrer Häfner in Dachau ankam, fielen zwei Posten über ihn her, und schlugen ihn ins Gesicht, dass er aus dem Mund blutete’ berichtete der Alslebener Pfarrer August Eisenmann. Häfner wird zudem im Zugangsblock von Funktionshäftlingen, in der Regel Kommunisten, die von der Lagerleitung im Rahmen der Selbstverwaltung eingesetzt werden, als ‚Pfaffe’ verprügelt und gequält, so Scheipers“ (ebd.).

Arbeiten auf der sogenannten ‚Plantage’ gehörten zum täglichen Ablauf.

Demütigungen, Quälereien, Hunger und ständige Angst sind die Wegbegleiter.

Zeugnis über die Grundhaltung von Pfarrer Häfner geben eindrucksvoll seine Briefe aus dem Würzburger Gefängnis und dem Konzentrationslager Dachau. Darin wird auch die Sehnsucht nach seiner Pfarrei deutlich: „Im Geist bin ich viel in meiner Pfarrei und bei Euch. Träume jede Nacht davon.“ schrieb er aus Dachau am 11. Januar 1942. Am 25. Januar bekannte er: „Ich schließe euch jeden Tag in heilige Messe und Kommunion ein.“ Und am 17. Mai 1942 fragte er in einem Brief: „Wann ist Erstkommuniontag, Firmtag? Am 10.05. war ich im Geiste in der Pfarrkirche zur Ewigen Anbetung.“

Sein starkes Gottvertrauen ließ ihn unbeirrt den Weg des Martyriums gehen: „Es ist vom Herrgott bestimmt, dass ich den Kreuzweg weiter gehe.“ (09.12.1941) „Haltet recht schön zusammen in Geduld, Gebet, Gottvertrauen und Beharrlichkeit“ ermutigte er Anfang Februar 1942 und wenige Tage später vertiefte er dies mit der Begründung: „Man spürt immer wieder deutlich, dass es einen Allmächtigen, eine göttliche Vorsehung gibt.“ (22.02.1941)

Dennoch ist auch bei ihm der Glaube durch die brutale Realität immer angefochten. „Wir müssen Geduld haben, der liebe Gott stellt uns auf eine harte Probe.“ (14.06.1942) heißt es. Und im Brief vom 17. Mai 1942 bittet er: „Wir wollen füreinander beten und besonders das Vertrauen auf Gottes Vorsehung nicht verlieren.“

Pfarrer Georg Häfner dachte an seine Gemeinde und baute auf seine Gemeinde, wie aus seinem Brief am 12. Juli 1942 hervorgeht: „Mit Gottes Hilfe hoffe ich durchzuhalten, gestützt auf das Gebet meiner Lieben und meiner Gemeinde, die ich Tag für Tag in mein Gebet und Opfer einschließe.“

Ein Satz, den er noch vor seinem Leidensweg in Dachau geschrieben hat, zeigt seine Grundhaltung: „Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachtragen, mit allen wollen wir gut sein.“ (09.12.1941

Georg Häfner hat – wie der heilige Sebastian – ein Martyrium um Christi willen und aus der Kraft Christi erlitten. „Das Martyrium ist nicht nur eine private Relation zwischen Gott und dem Märtyrer. Es ist eine Gnadengabe an die ganze Kirche“ schreibt Theodor Schnitzler, ein großer Kenner der Heiligen, und weiter heißt es bei ihm: „Es ist eine Gnadengabe an die ganze Kirche. Aus dem Blut der Märtyrer wächst die Kraft für das Martyrium des Alltags. Die großen Märtyrer sind die Offiziere für das Fußvolk der kleinen Zeugen Christi im ‚Einerlei’.“

Sowohl das beachtliche heutige 400. Jubiläum der Verehrung des heiligen Sebastian in der Erfüllung eines Gelübdes hier in Oberschwarzach als auch die Tatsache, dass einer Ihrer Pfarrer, Georg Häfner, als künftiger Seliger angerufen werden darf, darf Sie alle mit Freude und Dankbarkeit erfüllen.

Mit dem heutigen Tag eröffnen wir in unserem Bistum Würzburg die Vorbereitungen für die Seligsprechung am 15. Mai im Würzburger Sankt Kiliansdom. Freuen Sie sich mit mir!

Drei Worte, die auch uns ermutigen sollen, prägen die Gestalt Georg Häfners: Einfach – gläubig – konsequent.

Möge dies auch für uns gelten können. Amen.